Warum braucht die Knoblauchkröte Hilfe?

 

Der Art Knoblauchkröte geht es in wie vielen anderen Amphibienarten nicht gut. In Niedersachsen und in ganz Deutschland sind ihre Lebensräume in einem schlechtem Zustand, die Anzahl und die Größe  der Populationen nimmt ab. Der beobachtete Rückgang der Art ist aller Wahrscheinlichkeit nach mit den intensiven landwirtschaftlichen Anbaumethoden und dem direkten Verlust von Laichgewässern verbunden. Auch die Qualität der Landlebensräume geht zurück. Die wärmeliebende Knoblauchkröte bevorzugt als Landlebensräume offene Biotope in der Nähe geeigneter Laichgewässer mit lockeren, grabfähigen Böden, in die sie sich gerne tief eingräbt. Hierzu gehören z.B. Heiden und Magerrasen, aber auch sandige Ackergebiete mit Spargel- und Kartoffelfeldern. Maschinelle Bodenbearbeitung wie Tiefpflügen oder Ernte auf Spargelfeldern, Kartoffel-, Hackfruchtäckern und die Anwendung von Bioziden oder Düngemitteln mit toxischer und verätzender Wirkung gefährden Tiere in ihren Landlebensräumen. In Monokulturen (Raps, Mais) findet die Art keinen geeigneten Platz. Die Beseitigung von Saumbiotopen und Kleinstrukturen (Brachen etc.) verhindern Wanderbewegungen in benachbarte Gebiete.

 

Die Knoblauchkröte zählt zu den Arten, die international, über die sog. Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH) der EU geschützt werden soll. Deutschland und Niedersachse haben damit eine Verpflichtung, sich um diese gefährdete Art zu kümmern.

 

Aus diesem Grund war dieses Amphibienschutzprojekt angelehnt an das IP-LIFE-Projekt „Atlantische Sandlandschaften" der Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Niedersachen, unter Co-Finanzierung des Landes Niedersachsen (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz - NLWKN).

 

 

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Optimales Laichgewässer für Knoblauchkröten

Larve kurz vor dem Landgang, nur der Schwanz muss sich noch zurückbilden.

Die Larven der Knoblauchkröten sind besonders groß.

Junge Knoblauchkröten am Gewässerufer.

Zugewachsene und verschlammte Gewässer werden für die Besiedlung durch Amphibien wieder hergestellt, Sie sollen sich nach den Maßnahmen speziell für die seltene Knoblauchkröte eignen.

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Förderung durch die

Niedersächsische Bingo-

Umweltstiftung

 

 

 

Förderung im Rahmen des LIFE IP Atlantische Sandlandschaften

Die Huntetalaue - das Projektgebiet

 

Die Huntetalaue liegt zwischen den Ortschaften Barnstorf und Goldenstedt-Einen . Dort wurden durch den Landkreis Vechta in den 1990er Jahren  im Rahmen eines Renaturierungsprojektes etwa 175 ha im LSG Mittlere Hunte aufgekauft. Anschließend wurden dort  für Amphibien etwa 90 Kleingewässer in unterschiedlicher Form und Größe geschaffen. Mit dem Verstreichen der Jahrzehnte verschlechterte sich allerdings ihre Funktion als Amphibiengewässer nach und nach. Dies war ein Anlass tätig zu werden. So wurden die Wiederherstellung der Gewässer 2019 Bestandteil des Bingo-Projektes des Naturschutzring Dümmer.

 

Übergeordnetes Ziel

 

Mit der Sanierung der Gewässer hatten wir aber noch ein übergeordnetes Ziel im Auge. Da die Knoblauchkröte nur noch an wenigen Stellen vorkommt und auch dort nicht häufig ist, sollte damit erreicht werden bisherige und zukünftige Lebensräume miteinander zu vernetzen. Denn nur so können die  Populationen  in der Region stabilisiert werden. Das besondere Ziel war dabei natürlich, es der Knoblauchkröte zu ermöglichen in das Projektgebiet einzuwandern und dort nach langer Abwesenheit wieder heimisch zu werden.    durch die Aufwertung und Vernetzung von Lebensräumen in der Region zu stabilisieren und der Art eine Rückkehr in das Projektgebiet, in dem sie früher heimisch war, zu ermöglichen.

 

 

 

 

 

 

Hilfe für die Knoblauchkröte

 

„Aufwertung von Lebensräumen für lokale Amphibienpopulationen“ im Landkreis Vechta

 

Lebensräume für Amphibien aufzuwerten und wieder herzustellen, das war das Ziel der im April 2021 abgeschlossenen Untersuchungen  und Maßnahmen , die im Rahmen eines Artenschutzprojektes des Naturschutzring Dümmer in der Huntetalaue bei Goldenstedt im Landkreis Vechta durchgeführt wurden. Das zweijährig angelegte Projekt wurde von der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung und dem Land Niedersachsen gefördert.

 

Eine Frage stand ganz besonders im Fokus von begleitenden Untersuchungen:

 

Findet die Knoblauchkröte den Weg zurück in die Goldenstedter Hunteaue  im  Landkreis Vechta zu den sanierten Gewässern ?

 

Denn dort kommt sie derzeit nicht mehr vor.

 

Auf der Suche nach der Knoblauchkröte

 

Dass die Amphibienart  in der Hunteaue nicht mehr vorkommt, wurde bereits m Jahr 2019 herausgefunden. Auf der Suche nach der Knoblauchkröte, die den wissenschaftlichen Namen  Pelobates fuscus trägt, wurden  in der Hunteaue über 95 Kleingewässer unter die "Lupe" genommen. Zum Einsatz kamen dabei ganz klassische Erfassungsmethoden, wie das Verhören von Rufern im Frühjahr bei Nacht und das Durchkeschern von Gewässern nach Larven im Frühsommer. Auch innovative Erfassungsmethoden wurden eingesetzt, wie die sog. eDNA-Analyse, bei der anhand von Wasserproben festgestellt werden kann, ob ein Gewässer von der Knoblauchkröte besiedelt ist oder nicht.

 

Nachdem  im Projektgebiet entlang der Hunte keine Vorkommen der Knoblauchkröte gefunden werden konnten, wurde nach ihnen im weiteren Umfeld gefahndet. Und tatsächlich wurden wir im Umkreis von 2-4 km Entfernung von der Hunteaue fündig und ein Vorkommen fand sich in 9 km. Entfernung.

 

Verbesserung des Lebensraums

 

76 Gewässer wurden noch einmal genau überprüft, um zu ermitteln, ob sie sich vielleicht für eine Wiederbesiedlung durch die Knoblauchkröte eignen könnten. Um das zu erkennen, wurde dort eine sogenannte Strukturkartierung durchgeführt. Anschließend wurden davon 35 Tümpel ausgewählt, um sie wieder in einen besseren Zustand zu versetzen. Sie waren zum Teil stark zugewachsen und verschlammt. Per Konzept sollten sie speziell für die Ansprüche der Knoblauchkröte hergerichtet werden, was aber auch allen anderen Amphibienarten gefallen sollte. Der Plan war, besonnte Uferbereiche zu schaffen, den Wasserkörper verlandeter Gewässer wieder herzustellen sowie Uferpartien und Geländekanten mit offenen, grabfähigen Böden zu versehen.

 

Im Verborgenen lebende Art

 

Eine Besonderheit der Knoblauchkröte besteht darin, dass sie sich tagsüber eingräbt, dies bietet Schutz vor Austrocknung und Feinden. Deshalb ist sie tagsüber praktisch nie zu sehen. Und deshalb muss in der Nähe des Laichgewässers lockerer Boden vorhanden sein.

 

Und los ging´s

 

An über 20 Gewässern wurden im Februar 2020 beschattende Gehölze entfernt. Dies geschah sehr schonend. Erst wurden die Äste per Bagger abgeknipst, anschließend die Wurzel herausgezogen und noch einmal die Erde abgeschüttelt.  

 

Im  Herbst 2020 kam der zweite Schritt und es wurden zahlreiche Kleingewässer entschlammt . Dabei wurde darauf geachtet, dass ein Teil der gewachsenen Strukturen, wie Röhricht- oder Wasserpflanzenbereiche, stehen blieben, um den Eingriff gering zu halten und die Lebensraumfunktion für die in den Gewässern lebenden vorkommenden Tierarten zu erhalten. Es sollte auch gewährleistet sein, dass Knoblauchkröte & Co dort sofort ablaichen können.

Der nächste Schritt: Potenzialanalyse

 

Die Amphibienerfassung in der Goldenstedter Huntetalaue bestätigte die Vermutung, dass die Knoblauchkröte dort leider nicht mehr heimisch ist. Kann sie in den nächsten Jahren eigenständig in das Gebiet zurück gelangen?

 

Um das abzuschätzen haben wir eine Analyse vorgenommen. Geschaut wurde, ob es auf dem Weg von den Vorkommen zur Hunteaue Gewässer gibt, die sich für die Kröte eignen, damit sie dort Zwischenstation machen kann. Wichtig war es auch die landwirtschaftliche Nutzung anzuschauen. Ist sie intensiv, dann sind die Risiken für die Knoblauchkröte auf einer Wanderung in das Projektgebiet zu sterben sehr hoch.

 

Und tatsächlich fiel die Analyse ungünstig aus! Die Landschaft zwischen den aktuellen Knoblauchkrötenvorkommen und der Hunteaue wird landwirtschaftlich intensiv genutzt, es fehlt an weiteren Gewässern, die als Trittsteinbiotope dienen können, und des fehlt an Landlebensräumen für die Knoblauchkröte: sandige Ackerflächen, die extensiv bewirtschaftet werden, Ackerbrachen, lineare Strukturen, wie Blüh- und Brachestreifen, die als Leitlinien für die Amphibienwanderung dienen könnten.

 

Und nun: wie geht es weiter?

 

Nach den umfangreichen Entwicklungsmaßnahmen in der Goldenstedter Huntetalaue findet sich hier heute eine Vielzahl von Kleingewässern, die als Laichgewässer für die Knoblauchkröte geeignet sind.

 

Auch das weitere Gelände ist sehr geeignet dafür, von der Amphibie besiedelt zu werden. Offene, vegetationsarme Geländekanten in Uferbereichen, nahegelegene, sandige Ackerstandorten und da und dort vorkommende lichte Gebüsche bieten der Art alles, was sie zum Leben braucht.

 

Schwieriges Wort: Machbarkeitsstudie

 

Wenn es die Knoblauchkröte es aus eigener Kraft nicht schaffen wird, die Hunteaue wieder zu besiedeln, dann soll eine Machbarkeitsstudie klären, ob eine gezielte Wiederansiedlung der Art sinnvoll ist. Bei einer Wiederansiedlung entnimmt man kurzfristig aus nächstgelegenen, heimischen Quellpopulationen Tiere und lässt sie unter kontrollierten Bedingungen Ablaichen. Der Laich wird aufgezogen und Tiere daraus in das Projektgebiet gebracht. Die "Zuchttiere" kommen zurück in ihr Laichgebiet.

 

Fazit

 

Insgesamt wurde durch das Bingo-Projekt des Naturschutzring Dümmer im Bereich der Huntetalaue bei Goldenstedt ein Gewässerkomplex mit optimalen Voraussetzungen für die Besiedlung durch Amphibien wiederhergestellt und eine fundierte Datengrundlage zu der Art erarbeitet. Letztere kann insbesondere bei zukünftigen Planungen, die sich damit beschäftigen die Rückkehr der Knoblauchkröte ins Projektgebiet zu ermöglichen, dienen.

 

LINKS zum Thema

 

 

Artportrait Knoblauchkröte

(Link zum IP-Life-Projekt „Atlantische Sandlandschaften“ Nordrhein-Westfalen-Niedersachsen)

https://www.sandlandschaften.de/de/arten_und_lebensraeume/arten/knoblauchkroete/index.html

 

Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung

https://www.bingo-umweltstiftung.de

 

IP-Life „Atlantische Sandlandschaften“

https://www.sandlandschaften.de/de/index.html

 

Projekt des Monats 11/2020

https://www.sandlandschaften.de/de/projekt_des_monats/2020-11_huntetalaue-goldenstedt/index.html

 

 

Knoblauchkröte November 2020

 

PROJEKT DES MONATS

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